Teksi, Teksi!
Wir waren mal in Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia, um nach ein paar Tagen Sightseeing auf die andere Seite des Landes zu wechseln, wo östlich von Kuala Terrenganu im südchinesischen Meer ein paar versteute Inseln liegen, die Perhentians. Zur Gruppe gehört eine kleine dschungelüberwucherte Insel namens Pulau Lang Tengah, auf der es ein kleines Ressort gibt. Von dort lässt es sich wunderbar im warmen tropischen Meer tauchen - und mit etwas Glück bekommt man dort auch Walhaie zu Gesicht.
Malaysia ist, wie so einige Länder der Welt, aus einer relativ ursprünglichen asiatischen Kultur die Treppe der modernen Welt hinaufgehastet und hat dabei so einige Stufen ausgelassen. Grund waren natürlich wieder Kolonialmächte, in diesem Fall die Briten. Die Stadt ist eine Mischung aus unverwechselbarem ostasiatischem Flair (ich habe dort in einem Straßenrestaurant die schärfste Suppe meines Lebens gegessen, wobei die Wahrheit ist: nur wenige Löffel, sonst wäre ich noch auf der Terrasse den Heldentod gestorben). Und aus eher westlich anmutender Big-City-Architektur, begonnen bei den beiden riesigen Petronas-Towers, den Straßenschluchten der Stadt mit ihren Jugendlichen auf allerlei motorisierten Zweirädern.
Das Malayische hat zahlreiche Wörter direkt aus der englischen Kolonialzeit in die eigene Sprache übernommen. Lustigerweise bilden diese Wörter exakt den Sound des ausgesprochenen englischen Worts nach. "Imigresen" beispielsweise steht auf dem Schild, wenn du am Flughafen durch die Passkontrolle und Einwanderungsbehöre möchtest, und es bedeutet natürlich Einwanderung. "Teksi" heißt - wie könnte es anders sein - Taxi.
Das Foto entstand bei der nächtlichen Fahrt durch die Stadt, aus dem geöffneten Fenster eines fahrenden Teksi. Es war, halb beabsichtigt, halb versehentlich, ein Zufallstreffer mit einer frühen Digitalkamera, die der Aufgabe in der Dunkelheit nicht eben gewachsen war. Das Foto habe ich damals groß und breit gerechnet auf dem PC, das Rauschen mühsam im Photoshop reduziert und es dann großflächig auf Kapa aufgezogen (einer Leichtschaumplatte). Die Aufnahme hing dann viele Jahre in unserer ersten gemeinsamen Münchner Wohnung über dem Holztisch an der ziegelrot gestrichenen Wand. Und es erinnert mich gar nicht mehr so sehr an Kuala Lumpur, sondern an die zahlreichen schönen Abende in der Küche.
👉 kleine Beiträge wie dieser sind Erinnerungen: an reine Freude, die ich empfunden habe - und häufig auch immer wieder, wenn ich sie sehe. Ein ungewöhnlicher Blick, überraschende Sichtweisen und Entdeckungen, inspirierende Kreativität, ein schöner Gedanke, gelungenes Handwerk, schöne Formulierungen, Dinge mit Seele. Sie sind vollkommen zweck- und absichtsfrei - und trotzdem alles andere als sinnlos: Es tut unendlich gut, sich jeden Tag über etwas zu freuen. Und sei es noch so unbedeutend. Enjoy!