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Regenwetter-Slowdown

Rubik's Cube, Zauberwürfel

Rubik's Cube war so etwas wie die mechanische Urform eines Algorithmus. Und ursprünglich ein Lernprojekt

Heute war das Wetter ja nun wirklich Scheiße und mein Innenmeniskus ausreichend lädiert, um einfach mal den gesamten Sonntag auf dem Sofa zu verbringen. Tina war mit den Mädels beim Skifahren (bei Windstärke 6 und quasi ohne Schnee), die Jungs hingebungsvoll mit Lego beschäftigt. Damit könnte die Geschichte schon zu Ende sein. Ist sie aber nicht.


Mir ist es nämlich gelungen, etwas zu lösen, wofür ich meine gesamte Schulzeit zu blöd war: Rubik's Cube, auch Zauberwürfel genannt. Ich hab ihn nicht nur gelöst, sondern verstanden. Beispielsweise, warum es so gut wie ausgeschlossen ist, den Würfel durch reines Ausprobieren komplett zu ordnen. Und dass er sowas darstellt wie das mechanische Urtierchen eines Algorithmus', also ein Set einzelner Regeln, von denen jede für sich eine ganz bestimmte Funktion ausführt und damit ein ganz bestimmtes Problem isoliert löst.


Dass der gesamte Würfel mit allen Ebenen sich aber nur mit dem ganzen Paket ALLER Einzelfunktionen lösen lässt, einem Lösungsprogramm aus Algorithmen. Damals, in den 80er Jahren, habe ich die Logik schlicht nicht verstanden. Weil mir die Erklärungen zu abstrakt waren - und weil ich mir jungsarroganztypisch eingebildet habe, ich könnte die Lösung durch pures Probieren rausfinden. Mehr als die zweite Ebene wurde es nie (die geht tatsächlich durch Probieren).


40 Jahre und ein paar eher so mittelgeil dahingeschnodderte YouTube-Videos später war das plötzlich überraschend einfach zu kapieren. Dass Bewegtbild jedem Fachbuch haushoch überlegen ist, ist im 21. Jahrhundert nun keine so wahnsinnig weltbewegende Erkenntnis mehr: Es gibt ganze Bildungssender auf YouTube, die sehr komplexe mathematische Zusammenhänge (zum Beispiel ein Integral) auf anschaulichste Weise erklären und verständlich machen. Die Topchecker hier winken natürlich gelangweilt ab - zum einen, weil sie Rubik's Cube mit verbundenen Augen und einhändig unter zehn Sekunden lösen. Und weil sie Lehrbücher eh nur noch verwenden, um wackelnde Tischbeine zu unterlegen. Das gesamte deutsche Schulsystem allerdings scheint von alledem genau das bereits verstanden zu haben: [Leerzeichen].


Ganz sicher bin ich auf meine alten Tage nicht intelligenter geworden. Eher mit den Jahren einseitig verblödet vom universellen Ökonomisierungsdiktat. Aber die Werkzeuge sind besser als damals. Viel besser! Und darüber lohnt es sich wirklich nachzudenken. Und nun: zurück zum Feierabendbier.


P.S. Die Motivation für den Zauberwürfel kam übrigens von Söhnchen. Der wollte, dass Papa ihm den Würfel so erklärt, dass er ihn auch lösen kann.

👉 kleine Beiträge wie dieser sind Erinnerungen: an reine Freude, die ich empfunden habe - und häufig auch immer wieder, wenn ich sie sehe. Ein ungewöhnlicher Blick, überraschende Sichtweisen und Entdeckungen, inspirierende Kreativität, ein schöner Gedanke, gelungenes Handwerk, schöne Formulierungen, Dinge mit Seele. Sie sind vollkommen zweck- und absichtsfrei - und trotzdem alles andere als sinnlos: Es tut unendlich gut, sich jeden Tag über etwas zu freuen. Und sei es noch so unbedeutend. Enjoy!

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