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Ushuaia, das "Fin del Mundo" und die Tierra del Fuego

3.000 Kilometer südlich von Buenos Aires an der Südseite der Isla Grande del Tierra del Fuego liegt Ushuaia. Die große Feuerland-Insel liegt direkt am Beagle-Kanal, von dem aus man noch weiter nach Süden fahren kann: Bis in die Antarktis sind es immerhin noch – oder je nach Standpunkt nur noch – 1.000 Kilometer. Moskau zum Beispiel liegt näher am Nordpol als die „südlichste Stadt“ an der Landgrenze der Antarktis. Allein zum Kap Hoorn fährt man mit dem Schiff von Ushuaia aus ganze sechs Stunden.


Ushuaia (Aussprache: Uswaja) mit rund 64.000 Einwohnern die „südlichste Stadt der Welt“. In der abendländischen Fantasie hat sich Feuerland als eine Metapher für das Äußerste festgesetzt, den Punkt, über den man nicht hinausgehen konnte. Noch weiter südlich gab es nichts, nichts als das Eis des Südpolarmeers. Lange stritt man sich mit dem zu Chile gehörenden Flecken Puerto Williams um den Titel der südlichsten Stadt. Tatsächlich liegt „Wilhelmshafen“ noch weiter südlich auf der Insel Navarino, umfasst aber lediglich ein paar Häuser und zählt deswegen nicht so recht als Stadt.


Überhaupt nehmen es die Südamerikaner nicht so genau mit den Fakten, sobald es um die Ehre geht: Der höchste Berg der Anden beispielsweise, der Acongagua nahe Santiago de Chile, steht nach wir vor mit 7.004 Metern Höhe in den Büchern, und jeder Chilene würde bei der heiligen Mutter Gottes schwören, er sei höher als 7.000 Meter. Dabei ist der höchste Berg Südamerikas längst exakt vermessen: 6.962 Meter ist er hoch.


Das Wort „Ushuaia“ stammt übrigens aus der Sprache der Ureinwohner, der Yámana und bedeutet „Bucht, die nach Osten sieht“. Ihren Namen Feuerland hat die Tierra del Fuego von den Lagerfeuern eben jener Ureinwohner, die überall leuchteten als dem portugiesischen Seefahrer Fernão de Magalhães (besser bekannt als Ferdinand Magellan) im Oktober 1520 etwas gelang, was zuvor weder Kolumbus noch Cortés geschafft hatten: Er entdeckte eine Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik. Im „Museu Fin del Mundo“, dem Museum am „Ende der Welt“ erfährt man jede Menge über die Geschichte von Land und Einwohnern. Wer fragt, bekommt einen offiziellen Stempel in den Reisepass als Beweis dafür, dass man wirklich dort war, am „Ende der Welt“ (mittlerweile sind Insta-Selfies vor dem Schild an der Küste wahrscheinlich üblicher, und der Stempel im Reisepass vor allem Folklore).


Eigentlich hatten wir vor, im Nationalpark Tierra del Fuego zu zelten. Aber Feuerland empfängt uns standesgemäß mit stürmischen Winden, eisigem Schneeregen und tiefem Morast und erinnert uns daran, dass der Sommer zwar kalendarisch längst begonnen haben sollte, dass die Antarktis aber vielleicht doch nicht ganz so weit weg ist, und dass den Sommer hier wirklich gar niemand interessiert. Die Wanderung bei Schneeregen durch den tiefen Morast des Nationalparks oder die Bootstour mit dem kleinen Segelboot zu den Kormoran- und Seelöwenkolonien werden wir jedenfalls nicht so schnell vergessen – und haben danach nicht die geringste Lust auf Camping.


Wir lassen das Zelt also sauber und trocken eingepackt und mieten uns in „La Casa“ ein, einem ulkigen Häuschen nicht weit vom Zentrum, bewohnt von einem ausgetrockneten Weiblein, die es irgendwann aus dem Norden hierher verschlagen hat, und die heute von den Touristen lebt.

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